Prävention im EGW

 

Zur Prävention sexueller Ausbeutung arbeitet das EGW mit der Fachstelle Limita zusammen. Das EGW leistet damit einen aktiven Beitrag zu einem bewussten und sensiblen Umgang mit unseren Mitmenschen.

Jeder Bezirk hat eine Kontaktperson, die geschult wurde, um in Verdachts- oder Ereignisfällen richtig zu reagieren und Betroffenen zu einem ersten Schritt zu helfen. Unser Präventionskonzept findet sich in der Broschüre «Richtlinien zur Prävention sexueller Ausbeutung». Diese kann bei uns bestellt werden.

Sie können bei uns die Selbstverpflichtung für Mitarbeitende beziehen. 
Sie findet sich auch im EGW-Mitarbeiterhandbuch (erhältlich beim Pfarrer EGW). 
Für Eltern gibt es eine Präventions-Broschüre von Limita (hier herunterladen). 
Haben Sie Interesse an einem solchen Event in Ihrem Bezirk? Informationen und Anmeldung unter praevention [at] egw.ch (praevention[at]egw[dot]ch)

Präventionsanlass in der Gemeinde

Wir bieten eine Gelegenheit zur Einführung oder Auffrischung in die Kultur der Aufmerksamkeit im EGW im Hinblick auf die Prävention sexueller Ausbeutung.

  • Wir sprechen gemeinsam über Grenzen und ihre unterschiedliche Wahrnehmung und definieren Grauzonen und Grenzüberschreitungen.
  • Der Abend soll befähigen, seine eigenen Grenzen zu kennen, sensibel zu sein, was im Umfeld geschieht, und in heiklen Situationen richtig zu reagieren.

Persönlich: Dorothea Böhls

Dorothea wurde von ihren Eltern aufgeklärt. «Du bist einzigartig», sagten sie oft. Und auch: «Privatsphäre ist Privatsphäre.» Damit drückten sie aus, dass niemand einfach zu nahekommen darf. Die Worte blieben bei Dorothea hängen.

«Eines Tages, ich war vielleicht 12 Jahre alt, drängte sich beim Versteckspiel ein circa 17jähriger Junge in mein Versteck und fragte:  ‹Darf ich mal meinen Penis bei dir reinstecken?›» Er forderte Dorothea sogar auf, ihre Hose runterzulassen. Dabei war er nett und charmant und wirkte überhaupt nicht bedrohlich. Sofort fielen ihr die Worte der Mutter ein: «Privatsphäre ist Privatsphäre!» Sie sagte «nein» und rannte davon. Ihre Eltern fanden lobende Worte für ihr Verhalten – und das stärkte sie für die kommenden Jahre. Sie hatte gelernt, «nein» zu sagen. Heute weiss sie, dass viele ähnliche Erfahrungen für Jugendliche bedrohlich sind.

«Seinen Körper verteidigen zu können, kommt nicht von selbst», ist Dorothea überzeugt. «Es braucht jemanden, der uns ermutigt, für die eigene Privatsphäre zu stehen.» Dorothea will so eine Person sein. Und sie will auch da sein, wenn Übergriffe bereits geschehen sind. «Oft empfinden Kinder und Jugendliche, dass etwas geschieht, das sie nicht mögen.» Dorothea macht ihnen Mut, mit jemandem darüber zu reden. Sie ist für das ganze EGW Ansprechperson, wenn Hilfesuchenden ein offenes Ohr brauchen. Sie weiss, wie es ist, wenn sich etwas falsch oder komisch anfühlt. Bei Grenzübergriffen ist immer der Erwachsene verantwortlich, selbst dann, wenn Kinder und Jugendliche nicht Stopp sagen (können).

An dieser Stelle betont Dorothea die Wichtigkeit der Kontaktpersonen in den EGW-Bezirken. Das sind Vertrauenspersonen, die bei Fragen oft zuerst kontaktiert werden. «Ohne diese Kontaktpersonen vor Ort wäre Prävention nur ein Wort ohne Inhalt.»

Dorothea Böhls  |  praevention [at] egw.ch (praevention[at]egw[dot]ch)  |  078 334 42 63

Bericht im August-September-wort+wärch

Dorothea Böhls ist überzeugt, dass in Bezug auf Aufklärung und Prävention das Wesentliche in den Familien geschieht. Doch auch die Gemeinde kann einen wichtigen Beitrag leisten.

«Ich glaube, dass die Aufklärung durch die Eltern der grösste Schatz für Kinder ist», sagt Dorothea. «Und es ist die beste Prävention gegen sexuelle Ausbeutung.» Entsprechend sei das Fehlen der Aufklärung durch die Eltern ein Mangel, welcher Missbrauch begünstigen kann. Ihr selbst wurde von ihren Eltern vermittelt, dass sie wertvoll ist und dass ihr «nein» auch wirklich «nein» bedeutet. Ohne das klare Vermitteln dieser Dinge hätte sie in gewissen Situationen anders reagiert.

Grundsätzlich soll ein Kind lernen, dass es gewisse unangenehme Dinge nicht einfach hinnehmen muss. Wenn es sich zum Beispiel daran stört, wenn andere Kinder die Toilettentüre öffnen und ihm «beim Geschäft» zusehen, soll ihm vermittelt werden, dass es Grenzen setzen darf.

Die Gemeinde 
hat eine Bedeutung Auch wenn in Bezug auf Aufklärung und Prävention für sexuelle Übergriffe das Wesentliche in Familien geschieht (oder zumindest geschehen sollte), kann die Lokalgemeinden ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. An dieser Stelle ist für Dorothea zentral wichtig, dass dort eine Verrauensbasis herrscht; eine Kultur der Offenheit, eine vertrauensvolle Atmosphäre, um sensible Dinge mit jemandem zu teilen. 
«Ich sage immer: Wir sind Würdenträger des Königs.» Damit meint sie, dass wir einander würdigen – gerade auch dann, wenn jemand ein Problem hat, welches im ersten Moment nicht nachvollzogen werden kann. «Hat jemand ein Problem, dann ist dies ein Problem. Würdenträger bedeutet auch, dass wir die Würde des Gegenübers achten und schützen. Wir hören einander zu, nehmen ernst, fragen nach und holen Hilfe. Und Erwachsene nehmen ihre Verantwortung wahr, Kindern und Jugendlichen Schutz zu bieten. Wenn dann trotzdem mal etwas Grenzübergreifendes passiert, brauchen wir Vertrauenspersonen, denen man völlig vertrauen kann.»

Dorothea betont, dass immer dann, wenn gewisse Themen nicht angesprochen werden können/dürfen, eine Person oder eine Personengruppe davon profitiert, während andere die Leidtragenden sind. Das Gefühl ernstgenommen zu werden, bedingt eine Atmosphäre, welche ge-
hegt und gepflegt werden muss.

Prävention im EGW
Im EGW ist Dorothea Böhls die offizielle neutrale Kontaktperson für Prävention. «Ich biete Schulungen in den Bezirken an, welche gemäss EGW-Handbuch jährlich vorgeschrieben sind», sagt Dorothea. Die Schulungen sollen Fakten rund ums Thema «Prävention sexuelle Ausbeutung» bieten, aber auch grundsätzlich ein Podium öffnen und sensibilisieren. Ziel ist, dass man gemeinsam unaufgeregt über Grenzen und Respekt reden darf und Grenzen auch eingehalten werden. Dabei richtet sie sich an alle, denn das Thema betrifft ja auch alle – nicht nur die in Bezirken eingesetzten Kontaktpersonen und die Mitarbeitenden. «Weiter bin ich unabhängige Ansprechperson für die Gemeinden und ganz besonders auch für Betroffene.» Dorothea ist nicht Therapeutin, nimmt aber Fragen entgegen und dient bei Problemen als vertrauenswürdige Anlaufstelle.

Text: Markus Richner-Mai | Bild: zVg

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten

Das EGW arbeitet mit der neutralen Fachstelle www.limita.ch zusammen.

Für einen guten Umgang mit Medien & Internet finden sich bei Pro Juventute wertvolle Informationen. Da werden Themen wie Games, Handysucht, Pornografie, Soziale Medien und andere behandelt. www.projuventute.ch/de/eltern/medien-internet

Machte jemand unangenehme Erfahrungen oder wurde sogar Opfer von Übergriffen? Und vielleicht stehen einfach Fragen im Raum, mit welchen sich eine Person an niemanden wenden kann. Mitarbeiter von «Die Dargebotene Hand» stehen kostenlos zur Verfügung. Eine Kontaktaufnahme ist per Telefon unter 143, mit einem Mail oder per Chat möglich – auch anonym. www.143.ch

Gerne darf Dorothea Böhls kontaktiert werden unter %20praevention [at] egw.ch (praevention[at]egw[dot]ch) oder 078 334 42 63.