Das nächste Festival findet am Samstag, 4. November, im EGW Hasle-Rüegsau statt. Dem Referenten Dänu Wisler hat Roli Streit vorab Fragen gestellt.
wort+wärch: Was war ein besonderes Highlight mit Gott in deiner Berufungsgeschichte?
Dänu Wisler: Die Gründung der AMS. Die Arts Ministry School öffnete im Jahr 2000 in Walzenhausen ihre Türen. Vorher war ich in eine interessante Jugendarbeit in Spanien involviert und hatte keine Abzukehren. Dann begann Gott zu reden, auf eine Art, die ich nicht ignorieren konnte: manchmal durch Umstände, häufig durch die Bibel. Und mehrmals teilten mir wildfremde Menschen Träume und Visionen mit, die diese entstehende Vision von AMS bestätigten.
Daraufhin verliessen wir Spanien und begannen mit der Arbeit in Walzenhausen. Sieben fette Jahre segelten wir mit dem Wind, sieben magere Jahre kämpften wir gegen den Sturm. Ich bin an dieser Vision persönlich gewachsen, aber ich bin auch daran zerbrochen … AMS gibt es heute nicht mehr.
Wie erlebst du göttliche Inspiration aktuell?
Hauptinspirationsquelle ist für mich die Literatur. Ein bekannter Songwriter sagte einmal: «Ein Songwriter muss ein Leser sein.» Das kann ich nur bestätigen. Ich nehme mir ab und zu einen Bibeltext vor, beschäftige mich damit mehrere Tage oder sogar über Wochen. Das ist wirklich inspirierend! Aber ich lese auch die grossen Dichter, Zeitgenössisches und Geschichtliches. Das gehört für mich dazu. Gottes Gegenwart erlebe ich meistens nicht in der Musik. Und wenn, dann eher bei klassischer Musik.
Was ist dir in deinem Leben wichtig geworden?
Der Unterschied zwischen Gesetz und Gnade. Die Gesetzlichkeit sitzt irgendwie in uns allen. Sie drückt sich unter anderem aus im Moralismus, der sich momentan durch unsere Gesellschaft frisst wie ein Krebsgeschwür. Beinahe jeder Bereich des Lebens ist heute moralisch aufgeladen: Essen, Sprache, Fortbewegung, Geschichte, Gesundheit … Häufig geht es da nicht mehr um Ansichten, sondern direkt um das absolut «Gute» und um das abgrundtief «Böse». Mit Andersdenkenden redet man nicht mehr; sie dürfen weggefegt werden, weil sie ja zu den Bösen gehören. Es gibt nur ein Gegenmittel, um diesem urmenschlichen Trieb beizukommen: die Gnade.
Du wirst am Festival weitergeben, was Musiker von David lernen können. Was denn?
Eine der wichtigsten Charaktereigenschaften für Künstler ist für mich der Mut. Ohne Mut endet die Kreativität in der Angepasstheit – also im Kontrastprogramm der Kreativität. Da können wir von David lernen. Die zweite wichtige Charaktereigenschaft für Künstler ist die Demut, also der Mut zum Dienen. Fehlt einem die Demut, redet man zwar von Gott, meint aber sich selbst – ein krasseres Kontrastprogramm zum Gotteslob kann ich mir nicht vorstellen. Auch da können wir von David lernen.
Was würdest du Musikern und Lobpreisleitern empfehlen, die im Dienst stehen? Und Leuten, die selbst Lieder schreiben?
Beiden das Gleiche: Stille. Wir brauchen einen Ausgleich zu der oberflächlichen Berieselung und der schrillen Informationsflut unserer Zeit. Für mich heisst das: viel Zeit in der Natur verbringen, Tiere beobachten, draussen übernachten, Vogelstimmen kennenlernen, Heilpflanzen studieren und so weiter.
Weitere Informationen zum LäbesKunst-Festival unter:
www.egw.ch/egw/laebeskunst Roland Streit, LäbesKunst