Wir alle haben viel zu geben und viel zu gewinnen. Mentoring lädt Menschen jeder Generation ein, gemeinsam weiterzukommen und voneinander zu profitieren.
Ende Januar trafen sich im EGW Spiez 115 Personen im Alter von 16 bis 73 Jahren. Was sie verbindet, ist ihr Interesse am Mentoring. Doch woher kommt dieses Wort eigentlich und was bedeutet Mentoring? Der Begriff stammt aus der griechischen Mythologie. Odysseus bat einen gelehrten Freund mit dem Namen Mentor, sich seines Sohnes anzunehmen und ihm alles Wichtige beizubringen. Was dieser dann auch tat. Mentoring ist in christlichen, wie auch in säkularen Kreisen ein bewährtes Modell, um Menschen zu begleiten und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Am Seminartag in Spiez gaben uns Daniel Freiburghaus, Ressortleiter Bezirke und Weiterbildung, wie auch Tabea Inäbnit, Pfarrerin EGW in Konolfingen, Einblick in ihre Erfahrungen und ihr Wissen.
Biblische Vorbilder fürs Mentoring
Wenn wir die Bibel öffnen, begegnen uns Mentoring-Beziehungen an verschiedenen Stellen. Mose & Josua, Noemi & Ruth, Elia & Elisa, Jesus & die Jünger, Barnabas & Paulus. Die beiden Referenten brachten klar zum Ausdruck, dass es für Mentoring keine Ausbildung braucht. Eine Person, die in ihrem Leben oder in einem spezifischen Thema weiterkommen möchte, sucht sich eine Person mit Erfahrung in eben diesen Bereichen und fragt sie als Mentor an. Die beiden vereinbaren das Ziel, die Dauer und die Häufigkeit ihrer Treffen und schon kann es losgehen.
Muster aufdecken, Wege aufzeigen
Der Mentor oder die Mentorin hat die Aufgabe, den Mentee mittels spezifischer Fragen, Ermutigung und Gebet im jeweiligen Thema oder ganz allgemein zu begleiten. Und in einer behutsamen Art und Weise Muster aufzudecken, hinter die Kulissen zu schauen und neue Wege aufzuzeigen. So wird der Mentee selbst seinen nächsten Schritt erkennen und in seinem Glauben wachsen. Die Verantwortung zur Umsetzung liegt beim Mentee. Für ein erfolgreiches Mentoring muss die Motivation des Mentors von Liebe und Wertschätzung geprägt sein. Und der Mentee muss eine Offenheit und den Willen zur Weiterentwicklung haben. Sonst wird es zäh, stagnierend oder gar verletzend.
Keine Frage des Alters
Von Mentoring können junge wie auch ältere Menschen profitieren. Und um Mentor oder Mentorin sein zu können, muss man nicht dreissig Jahre oder älter sein. Entscheidend sind die innere Einstellung und ein gewisses Mass an Erfahrung. Im Verlauf des Seminars berichtete Tabea Inäbnit von ihren Erfahrungen in einer christlichen Gemeinde, in der Mentoring sehr stark gelebt und in der Gemeindekultur verankert war. Daniel Freiburghaus erzählte von zahlreichen Mentoring-Beziehungen, die nicht so benannt wurden und von denen er mitten im Berufsalltag und generell im Leben profitierte. Beide Referenten brachten zum Ausdruck, dass sie heute nicht das wären, was sie sind, wenn nicht diese Menschen gewesen wären.
Weggefährten suchen, Begleitung anbieten
Wir wurden ermutigt, den Weg durchs Leben nicht allein zu gehen, sondern Weggefährten zu suchen und uns als solche anzubieten. Wir wurden eingeladen, persönlich innezuhalten und zu überlegen, wer uns denn bis hierher bewusst oder unbewusst geprägt, ermutigt und gestärkt hat.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich lade dich ein, gerade jetzt dasselbe zu tun und zu überlegen, welche Menschen dies in deinem Leben waren und sind. Schreibe den betreffenden Personen doch eine Dankesnachricht. Dies ermutigt, die eigene Lebenserfahrung und das kostbare Gut namens «Zeit» weiter mit andern zu teilen. Und lass dich von diesen Vorbildern dazu ermutigen, dich selbst als Mentor oder Mentorin anzubieten und/oder Mentoring in Anspruch zu nehmen.
Stefan Badertscher • Kernteam EGW Jugend