Vor der EGW Jahreskonferenz ist im Juni das Zentrum Glaube und Gesellschaft der Uni Freiburg diesen Fragen an seinen Studientagen nachgegangen.
Rowan Williams, der frühere Erzbischof von Canterbury, und weitere Referenten schlugen den Bogen von Christus, dem Auferstandenen, zur Hoffnung, die sich im Engagement für die kriselnde Gesellschaft zeigt. Ruth Valerio vom Hilfswerk TearFund England betonte, dass Verzagen keine Option ist: «Wir müssen weiter tätig bleiben». Wenn andere nur noch den Mut der Verzweiflung in sich spüren, wissen Christen ihre Hoffnung in Gott gegründet.
Rowan Williams brachte in zwei Vorträgen das mosaische Gebot des Jubeljahrs (3. Mose 25) in die Ökodebatte ein. Im Jubeljahr gehe es nicht bloss um Schuldenerlass, sondern um die Erde.
Was die Hoffnung für heute hergibt
Christine Schliesser, Studienleiterin am Zentrum Glaube und Gesellschaft, konfrontierte christliche Hoffnung mit Marx (Religion ein «Opium des Volkes»).
«Wir treten von der Nutzung der Erde für unsere Zwecke zurück und erlauben ihr, sie selbst zu sein.» Denn das Land gehört Gott; die Menschen besitzen die Erde nicht völlig. Auch Ruth Valerio von TearFund UK betonte den Wert der Schöpfung für Gott. Sie sagte, die Welt, durch Gottes Reden geworden, sei tief mit ihm verbunden, stehe im Zeichen seiner Liebe. «Unsere finale Bestimmung ist in einer verwandelten Schöpfung, Himmel und Erde» (Römer 8,19-21).
Ja, Hoffnung könne als Beruhigungsmittel dienen – sie sei jedoch ein Energiebooster. Mit der Auferstehung von Christus ist die Hoffnung gegeben, «dass die Geschichten der Gequälten und Getöteten nicht das letzte Wort der Geschichte sind». Hoffnung hat laut Dietrich Bonhoeffer das Ganze des Lebens jetzt im Blick: «weder Weltflucht noch Weltromantik, sondern in der Gewissheit, das Beste kommt noch, heute das eigene Beste geben».
In Gottes Versprechen leben
Günter Thomas, Theologieprofessor in Bochum, lud die Hörer ein, «in Gottes Versprechen und Geschichte zu leben». Gott betreibe in seinem Abenteuer mit der Welt kein Mikromanagement. Aber er lasse sie sich nicht aus der Hand nehmen. Christen können, so Thomas, mit dem «Versprechen von Gottes schöpferischer Weltloyalität» leben. Und darum «fliehen sie nicht, sondern halten stand. In dieser Welt halten sie dieser Welt stand. Mit dem Horizont radikaler Hoffnung leben sie tätige Hoffnung.» Indem sie beten und klagen, arbeiten, modellieren und feiern.
Bessere Menschen schaffen?
Oliver Dürr, der eine Dissertation über Transhumanismus (TH) verfasst hat, kritisierte die enormen Hoffnungen, die in die Künstliche Intelligenz gesetzt werden. «Transhumanisten wollen … uns einen ganz neuen Körper geben, der keine Schmerzen mehr kennt, weil er nicht mehr lebendig, sondern synthetisch ist.» Der TH steigere die Erwartung, dass die Weltprobleme nur technisch gelöst werden könnten.
Gegensteuer zu geben ist mit einer nüchternen Einschätzung der Digitalisierung und einem realistischen Menschenbild. Dürr fordert, zwischen echtem Fortschritt und blosser Technisierung zu unterscheiden. «(Wie) lässt sich die Technik so in unser Leben integrieren, dass sie uns die Welt in ihrer Vielschichtigkeit erschliesst, Resonanzen weckt und die Gestaltung derjenigen Zukunft erlaubt, die wir auch wirklich wollen?»
Peter Schmid, Redaktion wort+wärch Ausführlicher Bericht: www.lkf.ch