«Wenn ihr Kind jetzt zur Welt kommt, wird es grosse Einschränkungen haben!» Solche Worte von Ärzten sind für werdende Eltern mehr als beunruhigend. So war es auch für Vanessa und Lukas Baumann. Dann kam Timeo zur Welt; neun Wochen zu früh. Heute geht es ihm gut!
Geheiratet haben Vanessa und Lukas 2013; Vanessa war damals noch im Studium. Als sie 2017 schwanger wurde, freuten sich die beiden sehr; ihr Wunschkind war unterwegs. Doch schon früh während der Schwangerschaft wurde klar, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Das Kind war zu klein, Vanessas Blutdruck zu hoch. Eine Schwangerschaftsvergiftung konnte ausgeschlossen werden, was jedoch nach weiteren Untersuchungen verlangte.
«Wir haben vieles nicht in der Hand»
Immer wieder war Vanessa für Untersuchungen und zur Überwachung im Krankenhaus. Mit Nachdruck wurde sie aufgefordert, sich bei Auffälligkeiten sofort zu melden. Lukas berichtet, wie verunsichernd es war, als sie mit allen möglichen Problemen und Einschränkungen, welche ihr Kind haben könnte, konfrontiert wurden. Herz-, Lungen- oder Verdauungsprobleme wurden erwähnt, auch eine mangelhafte geistige Entwicklung und zahlreiche weiteren Einschränkungen.
«Ab der 26. Woche war ich nur noch im Spital», erzählt Vanessa. Dass sie rundum überwacht und versorgt wurde, empfand sie als Erleichterung. Trotzdem war ihr bewusst, dass dadurch längst nicht alle Risiken unter Kontrolle waren. «Wir merkten: Wir haben vieles nicht in der Hand.» Es galt loszulassen und dabei erfuhren die werdenden Eltern die Kraft des Glaubens und das spürbare Durchtragen Gottes.
Dann war es plötzlich so weit
«Immer wieder wurde gesagt, dass irgendwann ein Kaiserschnitt nötig sein würde», erzählt Lukas. Dieser Moment wurde hinausgezögert, um die Chancen fürs Kind zu erhöhen. In jener Zeit war Lukas selbständiger Automechaniker und gerade bei der Arbeit, als Vanessa ihn anrief und ihm mitteilte, dass es nun so weit war. Sie war in der 31. Schwangerschaftswoche. Für seinen Kunden konnte Lukas schnell eine Notlösung finden und schon war er unterwegs zum Inselspital.
Wenige Stunden später erblickte Timeo das Licht der Welt. Sehen durften Vanessa und Lukas ihren Sohn jedoch nur kurz, dann wurde er weggebracht. «Er wog nur 1,1 kg und musste beatmet werden.» Es folgten eine Reihe von Untersuchungen.
Der grosse Wert des Umfelds
Bereits früh während der Schwangerschaft konnte Vanessa ihrer Tätigkeit als Jugendarbeiterin im EGW Bern Zentrum nicht mehr vollständig nachkommen. Dadurch wurden die gesundheitlichen Probleme in der Gemeinde schon früh bekannt. Die Unterstützung war gross. Leute übernahmen ihre Aufgaben. «Andere besuchten mich oder riefen mich an, um zu fragen, wie es mir geht.»
Für Vanessa war es äusserst wertvoll, sich von Familie, Freunden und Gemeinde getragen zu wissen. Dass dies nicht selbstverständlich ist, wurde ihr durch die Situation einer anderen werdenden Mutter deutlich. Diese musste kurz vor dem Kaiserschnitt noch schnell nach Hause, um die nötigsten Dinge zu holen. Sie hatte niemanden, der ihr dies hätte machen können! Das machte betroffen – und gleichzeitig unendlich dank- bar für die vielen Leute, die Baumanns mit Anteilnahme, Gebet und praktischer Hilfe zur Seite standen.
«Ich wusste: Es ist Jesus!»
Dreieinhalb Wochen verbrachte der neugeborene Timeo auf der Neonatologie. «Täglich gingen wir vorbei», erzählt Vanessa. Und Lukas erinnert sich an den Moment, als sie Timeo aus der Isolette heben und in die Arme nehmen konnten. Lukas schätzte es jeweils, wenn er zu Hause ins Bett fallen konnte. Die Anspannung der vergangenen Wochen hatten zugesetzt. Richtig erholen konnte er sich aber nicht: Als Vanessa nach der Geburt krank wurde, sah er sich in der Situation, in welcher er sich sagte: «Jetzt musst du einfach funktionieren, darfst das alles nicht zu nah an dich heranlassen.» Neben der Verpflichtung für seine Familie musste er ja auch noch seiner Arbeit nachgehen.
Auch Vanessa war damals froh, die Nächte durchschlafen zu können. Gleichzeitig war der Abschied von Timeo im Krankenhaus immer extrem schwierig. «Einmal fuhren wir aus dem Spital nach Hause. Es fiel mir schwer, Timeo allein zu lassen.» Vanessa konnte nichts tun, als für ihren Sohn zu beten. Da sah sie plötzlich vor ihren inneren Augen, wie jemand neben Timeos Bett stand. «Ich wusste: Es ist Jesus!» Diese Erfahrung hat Vanessa geholfen und das Wissen, dass Jesus selbst sich um ihren Sohn kümmert, trug sie durch jene Zeit hindurch.
«Es geht uns gut!»
Nach der Zeit in der Neonatologie wurde Timeo ins Lindenhofspital verlegt. Er machte gute Fortschritte und so konnten Baumanns ihren Sohn sechs Wochen nach der Geburt nach Hause nehmen. Er entwickelte sich gut und heute halten Vanessa und Lukas fest, dass die lange Liste möglicher Probleme von Timeo auf einen Punkt zusammengeschrumpft ist: Er schielt etwas mit einem Auge. Trotzdem kann gesagt werden: Er ist gesund!
Inzwischen sind die herausfordernden Monate zu einer Erinnerung geworden – und Familie Baumann um eine Tochter reicher. «Es geht uns gut!» halten sie fest. Und wenn hin und wieder mögliche Folgen von Timeos schwierigem Lebensstart zur Sprache kommen, rechnen Baumanns lieber damit, dass die vielen Gebete erhört wurden und es Timeo wirklich so geht, wie es äusserlich scheint; nämlich gut! Und sollten trotzdem einmal irgendwelche Schwierigkeiten auftreten, so sind sie mehr als je zuvor überzeugt, dass Jesus an ihrer Seite steht und sie durchtragen wird.
Text: Markus Richner-Mai (wort+wärch im Oktober 2024) | Bild: @freepic.diller - zVg