Die Bibel ist das Buch der Bücher. Sie stellt uns Christus vor Augen. Wir haben sie nie zu Ende gelesen. Daneben können andere Bücher unseren Glauben bereichern. Einige sind hier kurz vorgestellt.
Vielleicht genügt ein Amen
Als Frucht seines langen geistlichen Wegs legt der pensionierte Pfarrer und Exerzitienleiter Christoph Stücklin ein dichtes, 240seitiges Buch vor, zu den unaufhebbaren Widersprüchen im Glaubensleben, die sich aus der «komplementären Wahrheitsgestalt der Bibel» ergeben. «Die Spannungsbögen bleiben bestehen, die Polaritäten lassen sich nicht ausgleichen», resümiert Stücklin. «Da bleibt manches sperrig».
Wenn Dinge nicht aufgehen oder rätselhaft bleiben und bei manchen Christen Glaubensgewissheiten erschüttern, ist das ernsthafte Studium der ganzen Bibel erst recht geboten. Der Autor beleuchtet die Polaritäten von Jesus Christus her unter den Titeln: Lamm und Löwe, Menschensohn und Gottessohn, Fremde und Heimat, Nadelöhr und weites Land, Richten und retten, Furcht des Herrn und Fürchte dich nicht!, Dürfen und müssen.
Den schwierigen Wörtern weicht Christoph Stücklin nicht aus: «Was wäre eigentlich das Gegenteil eines zornigen Gottes?» fragt er. «Ist es wirklich der gütige, barmherzige Gott? Ist es nicht viel eher ein gleichgültiger Gott, ein lieber, nachgiebiger, kraftloser Kumpel, ein Kuschelgott …?» Der Autor verweist auf gegen 600 Bibelstellen und unterstreicht damit: «Der seltsamen Logik der Bibel trauen» lohnt sich.
Christoph Stücklin · F. Reinhardt, Basel · 2023
Gott, warte auf mich
«Herr, lehre uns beten.» Als die Jünger ihn baten, gab Jesus ihnen das Unser-Vater. Christine Reibenschuh, Pfarrerin im Zürcher Oberland, hat eine kleine Schule des Gebets für Einzelne und Gruppen verfasst. «Gott, warte auf mich» richtet sich an jene, «die den Wunsch verspüren, sich tiefer im Beten zu ver-
wurzeln, weitere Horizonte des Gebets zu erkunden und vertrauter mit dem Gespräch mit Gott zu werden».
Nicht nur für die persönliche Glaubenspraxis, sondern auch für die Erneuerung von Kirchgemeinden ist das Gebet «wichtig und grundlegend». Beten ist laut Reibenschuh auch dran, «damit bewusst bleibt, was nicht verfügbar ist» – und weil es die Erkenntnis Gottes erweitert.
Christine Reibenschuh · TVZ, Zürich · 2022
Gott - ganz anders
Die Liebe Gottes ist der rote Faden der Bibel. Man findet ihn auch in einem Durchgang durchs Alte Testament. Diesen unternimmt der Pfarrer Hansjörg Kägi. Entstanden ist ein gut lesbares Paperback von 320 Seiten, Teil einer bibelkundlichen Trilogie.
Kägi will Menschen mit Verlangen nach Authentizität und echter spiritueller Erkenntnis abholen. Die Titel der vier Teile: «Gott erschafft die Welt, den Menschen und ein Volk», «Gott offenbart sich in der Geschichte Israels», «Poesie über Leiden – Gebet – Leben – Liebe», «Gottes Reden zu Israel und den Nationen». Im Durchgang widmet der Autor auch jedem der kleinen Propheten mehrere instruktive Seiten.
Hansjörg Kägi · Echad, Ostermundigen · 2022
Überrascht von Furcht
«Warum verlassen so viele junge Leute ihre Gemeinden? … Warum sind so viele Christen Sklaven ihrer Sünde?» Ziemlich viel nimmt sich Natha, ein Westschweizer Autor, vor: jüngeren Lesern begreiflich zu machen, warum sich Glauben lohnt. «Überrascht von Furcht» will den Gott vorstellen, der Menschen verändert, trotz allen niederschmetternden Nachrichten auch aus der christlichen Szene.
Der Jugendbetreuer geht fünf Schritte: vom Problem (Wir sehen Gott nicht) über die Analyse (Warum?) zum Schlüssel (Wie können wir Gott sehen?) und über die Dringlichkeit (Wir müssen Gott jetzt sehen) zur «Taktik» (Wie du Gott jeden Tag siehst).
Natha wendet sich an eine «ganze Generation, die die Furcht vor ihrem Gott verloren hat». Die Leser werden aufgerufen, ihren Schmerz über den Ist-Zustand ernst zu nehmen. Aus 2. Korinther 3,18 folgert Natha: «Niemand kann die Herrlichkeit Gottes ansehen und nicht verwandelt werden.»
Natha · Crosspaint, Corgémont · 2022
Am Tor des Lichts
Die Türken wurden mächtig im Kampf gegen Byzanz und krönten ihre Kriege mit der Eroberung Konstantinopels 1453. Der Sieg über die Christen und die Verachtung ihres Glaubens gingen in die DNA des Volks und des islamischen Imperiums der Osmanen ein. Das Buch «Am Tor des Lichts» mit Lebensgeschichten von 14 Türkinnen und Türken, die in unseren Tagen zu Christus gefunden haben und ihn als das Licht der Welt bekennen, ist darum etwas Besonderes. Die Umstände, in denen sie in Einsamkeit, Druck und Leiden zu Christus kamen, sind sehr verschieden. Miteinander geben die Zeugnisse der mit einem Zehntel Promille winzigen – und wachsenden – Minderheit der evangelischen Türken ein Gesicht.
Ihnen vorangestellt ist der Bericht des Initianten Hanspeter Tiefenbach, der aktuell auch im EGW Weier arbeitet. Hanspeter und seine Frau Anne zogen 1984 gleich nach der Hochzeit nach Istanbul. Später gründeten sie in der Hafenstadt Antalya eine christliche Gemeinde und bauten sie auf. Bei allen Schwierigkeiten, die Tiefenbachs zu überwinden hatten, scheint Gottes Güte und Treue durch.
GDK, Istanbul · 2021 · Bezug: hanspeter.tiefenbach [at] egw.ch (hanspeter[dot]tiefenbach[at]egw[dot]ch)
Von Bern nach Istanbul
Agnes Reinhard gehört zu den wahrhaft mutigen Schweizerinnen. 1936 geboren und ohne Vater im Simmental aufgewachsen, wurde sie als junge Berner Diakonisse bereit für die transkulturelle Missionsarbeit. Die Ausbildung zur Krankenschwester durchlief sie contre coeur, im Warten auf einen Ruf. Wohin sollte sie gehen? Als WEC-Kandidatin hörte sie im Herzen: «In die Türkei.» Im Sommer 1966 reiste sie nach Istanbul. Von der Geheimpolizei im folgenden Jahr mit Lügen unter Druck gesetzt und ausgewiesen, schaffte Agnes mit Hilfe des Schweizer Konsuls die Wiedereinreise.
Dem Heiratsantrag des türkischen Gemeindeleiters Misak Günay gab die Diakonisse nach langem Beten und klaren Zeichen statt. Sie stand dem Pastor und Evangelisten in der boomenden Millionenstadt am Bosporus zur Seite und bereiste mit ihm das Land. Dem Paar wurden vier Kinder geschenkt. Agnes engagierte sich in der Kinderarbeit und erwies sich als Stütze in der umkämpften Pionierarbeit. In ihrem farbigen Bericht, der mit Lob Gottes endet, verzeichnet Agnes Günay viele Gebetserhörungen. Wieder und wieder tat Gott, was sie erbat, und belohnte ihr Vertrauen.
Agnes Günay-Reinhard · Der Weg dem Lamme nach Istanbul · 2019 · Bezug: hanspeter.tiefenbach [at] egw.ch (hanspeter[dot]tiefenbach[at]egw[dot]ch)