Die Schweizer Chrischona-Freikirche gibt sich einen neuen Namen: Viva Kirche. Vier von fünf Delegierten stimmten der Änderung
am 20. November zu.
Mit dem neuen Namen will der Freikirchenverband sein Profil stärken und der Vision «Wir leben Kirche» Ausdruck verleihen, wie es in der Medienmitteilung heisst. «Viva steht für Leben. Viva Kirchen sollen Orte sein, wo Leben geteilt und gefördert wird. Orte, wo Menschen mit dem Gott in Berührung kommen, der das Leben in Fülle gibt.»
Um den Delegierten der Schweizer Chrischona-Gemeinden die Meinungsbildung zu ermöglichen, machte die Leitung während drei Jahren eine Umbenennung immer wieder zum Thema. Im September präsentierte Chrischona Schweiz per Livestream den Pastoren und Delegierten den Namensvorschlag.
Viele Pastoren bezogen in der Folge ihre Gemeinde in die Meinungsbildung mit ein. Kontrovers und teils emotional wurden Vor- und Nachteile diskutiert, wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist. Der Verband gab auf seiner Website Einblick in die Chancen und Gefahren einer Umbenennung. Die Leitung machte klar, dass sie die Namensänderung wünschte. Mit 78.5% Ja-Stimmen resultierte am 20. November ein deutlicher Entscheid dafür.
Dass eine «beachtenswerte Anzahl» den Namen Chrischona Schweiz beibehalten wollte, dafür äussert der Vorsitzende Christian Haslebacher Verständnis: «Ich selbst liebe Chrischona, auch wenn ich überzeugt bin von ‹Viva Kirche›. Ich lade alle ein, die mit ihrem Wunsch unterlegen sind, sich trotzdem mit uns auf diesen Weg zu machen. Unser Glaube an Jesus und die Bibel und unsere Vision verbindet uns.»
Mit dem Namenswechsel vollzieht Chrischona Schweiz einen weiteren Schritt in die Eigenständigkeit. Auf Neujahr 2019 waren alle Arbeitszweige der früheren Pilgermission St. Chrischona, zusammengefasst im Verein Chrischona International (Gemeinden in der Schweiz seit 1997 mit eigenem Verein, in Deutschland, Frankreich und Südafrika, Diakonissenmutterhaus und Theologisches Seminar St. Chrischona u.a.), verselbständigt worden.
Laut Medienmitteilung will die Freikirche mit der Namensänderung auch «das Theologische Seminar St. Chrischona freisetzen. Der Name ‹Chrischona› soll dahin zurück, wo der Chrischona-Gründer Christian F. Spittler den Kernauftrag sah: zur theologischen Ausbildung.»
Dass sich die Mehrzahl der heute 92 Gemeinden von Chrischona Schweiz in den Kantonen Zürich, Thurgau, Aargau und Baselland befindet, hängt mit der Geschichte der Pilgermission zusammen: Während im 19. Jahrhundert im Kanton Bern die Evangelische Gesellschaft EGB Versammlungen gründete, wirkten die auf St. Chrischona bei Basel ausgebildeten Pilgermissionare im übrigen Mittelland und gründeten landeskirchliche pietistische Gemeinschaften, die erste 1869 in Mattwil TG.
Die Leiter der EGB und der Pilgermission waren miteinander befreundet; man hatte abgemacht, dass die PIlgermission nicht im Bernbiet arbeitete; sie überliess der EGB viele Chrischonabrüder. Andere wurden in die Romandie und ins Tessin gesandt, wo sie Stadtmissionen aufbauten.
Nach 1930 wandelten sich die örtlichen Gemeinschaften allmählich zu freikirchlichen Gemeinden (in Deutschland gehören sie immer noch zu den im Gnadauer Verband zusammengeschlossenen landeskirchlichen Gemeinschaften). Im Kanton Bern gibt es heute Chrischona-Gemeinden in Ins, Thun und Interlaken.
Die örtlichen Gemeinden sind nun eingeladen, den Namenswechsel auch für sich zu prüfen. In welchem Tempo sie dies tun, ist ihnen überlassen.
Bild 20. November 2021: Beat Ungricht