Sam Heger (73) ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und lebt in Belp. Der freischaffende Künstler zeichnet für Publikums- und Firmenzeitschriften, vermittelt mit seinen Cartoons aber am liebsten christliche Inhalte.
wort+wärch: Dich beschäftigen die grossen Fragen des Lebens. Warum wählst du Cartoons für deine Kommunikation?
Sam Heger: Es ist nicht mein Anliegen, in der Öffentlichkeit zu stehen. Darum bringe ich meine Figuren auf die Bühne, oder eben auf das Papier. Diese «sprechen» in meinem Auftrag für meine Botschaft. Wenn ich in einer Ausstellung stehe, wo Bilder oder Cartoons von mir ausgestellt sind, halte ich mich soweit möglich im Hintergrund auf und lausche, was die Besuchenden zu den Bildern sagen. Natürlich freue ich mich, wenn das Ausgestellte gut ankommt. Werde ich angesprochen, erkläre ich gerne, was meine Motivation war, meine Gedanken in einem Cartoon oder Aquarell festzuhalten, überlasse es aber gerne den Betrachtenden, ihre eigenen Gedanken dazu zu formulieren. Zeichnen und Malen ist meine Art zu kommunizieren. Mit Bildern statt mit Worten.
Könntest du uns dazu ein Beispiel geben?
Es ist ein Cartoon, das ich im Zusammenhang mit dem Thema Einheit des Jahresfestes 2024 in Bern gezeichnet habe. Die christliche Gemeinschaft insgesamt, nicht nur das EGW ist den Einflüssen falscher Propheten oder Verschwörungstheorien ausgesetzt. Es reden Leute fromm, aber nicht geleitet von Gottes Geist. Ein krasses Beispiel in der Bibel ist in Jeremia 28,1-17 zu lesen. Da redet der Prophet Hananja angeblich im Namen des Herrn gegen die Prophezeiung von Gott durch Jeremia. Stehe ich, stehen wir nun auf diesem Bild in der Gruppe im Vordergrund oder in einer der Gruppen nach der Abzweigung? Sind wir eine Gemeinschaft oder lassen wir uns aufspalten? Wovon lassen wir uns leiten? Mit wem laufen wir mit? Es ist die Frage: Wem folgen wir warum nach?
Meine Cartoons sind mehrheitlich Fragen, nicht Antworten. Es sind Fragen des Alltags, an denen wir nicht vorbeilaufen sollten.
Du zeichnest auch jedes Jahr ein Bild zur Jahreslosung. Was ist deine Motivation?
Ich freue mich, die Jahreslosung in einem Cartoon festzuhalten. Auch wenn dieser Text über das betreffende Jahr hinaus gültig ist, soll er doch in einem Bild ein Jahr lang im Gedächtnis bleiben. Wie mit dem Cartoon zur Prüfung der Geister und Propheten, ist die Aufforderung von Paulus in der Losung 2025 enthalten: «Prüfet alles und behaltet das Gute» 1. Thessalonicher 5,21. Vielleicht ist die Form, eine «Mitteilung» in einem Cartoon zu vermitteln, nicht immer auf Anhieb verständlich. Aber Jesus musste seine Gleichnisse den Jüngern manchmal auch erklären. «Wer Ohren hat der höre, wer Augen hat der sehe, wer Freunde hat der rede». Das Cartoon darf darum auch als Anlass zu einem Gespräch darüber dienen.
Das Bild animiert zu einem kritischen Hinterfragen. Gibt es auch hoffnungsvolle Cartoons?
In 1. Petrus 3.15 steht eine Anregung, die zu meiner Maxime zählt. Wir sollen jederzeit bereit sein, Red und Antwort zu stehen über die Hoffnung, die uns trägt. Welche Hoffnung, gibt es Hoffnung, habe ich die? Ja es gibt Hoffnung. Es entstanden auch aufgrund vom Thema der Jahreskonferenz 2023 Bilder dazu. Ich möchte daran erinnern, dass auch in Verzweiflung Hoffnung auf Neues besteht. Da ist noch Leben und kann zu neuer Blüte werden. Es ist mein Anliegen, mit Cartoons Hoffnung weiterzugeben. Ich hoffe, mit dem Bild die Ansprache der Sinne erweitern zu können und durch die Erinnerung an das Bild nachhaltig zu wirken.
Quelle: wort+wärch-Ausgabe vom Januar 2025 | Das Interview führte Markus Richner-Mai schriftlich mit Sam Heger. | Bilder: Samuel Heger