Ein Baum, um Nester zu bauen

Wir leben dafür, dass Menschen Gott erfahren und miteinander in unseren Gemeinden und Häusern Versöhnung, Identität, Heimat, Heilung und Freiheit finden.

Mit dem Kommen von Jesus begann sich das Reich Gottes in unserer Welt auszubreiten. Sein Reich ist jedoch nicht von dieser Welt. Es hat eine andere DNA. Es zählen andere Werte. Jesus begann seinen Dienst mit den Worten: «Jetzt ist die Zeit gekommen, das Reich Gottes ist zu euch gekommen! Kehrt um und glaubt an das Evangelium» (Markus 1,15).

Wenn wir also wissen wollen, wie Gottes Reich unter uns sichtbar und erlebbar werden kann, ist es wichtig, dass wir den Blick auf Jesus richten. Was war sein Auftrag, was hat er getan und was hat er seine Nachfolger gelehrt?

Jesus hat von sich selbst gesagt: «Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt, um den Armen die gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, Gefangenen zu verkünden, dass sie freigelassen werden, Blinden, dass sie sehen werden, Unterdrückten, dass sie befreit werden und dass die Zeit der Gnade des Herrn gekommen ist» (Lukas 4,18).

Nur wenn wir selber die von Jesus in unsere Welt gebrachte und geschenkte Versöhnung, Identität, Heimat, Heilung und Freiheit angenommen haben, sind wir fähig, dies auch unseren Mitmenschen zu gewähren. Erst dann tragen wir diese kostbaren Schätze als festen Boden in uns und werden zu anziehenden Botschaftern seines Reiches.

Ohne diese von Gott empfangenen Schätze werden unsere Bemühungen, die DNA des Reiches Gottes zu leben, zu einer Anstrengung aus eigener Kraft. Es ist dann nicht Gottes Liebe, die wir selber erfahren haben und von innen heraus weitergeben können.

Versöhnung: «Alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat» (2. Korinther 5,18).
Identität: «Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind» (Römer 8,16).
Heimat: «Unsere Heimat ist im Himmel; von dort erwarten wir auch als Retter den Herrn Jesus Christus» (Philipper 3,20).
Heilung: «Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt» (Jesaja 53,5).
Freiheit: «Gott hat unsere Freiheit mit seinem Blut teuer erkauft und uns alle unsere Schuld vergeben» (Kolosser 1,14).

Auf diesem Fundament werden wir als Gemeinschaft zu einem Baum in Gottes Reich. Es ist ein wunderbares Bild, ein Senfkornbaum, in welchem viele verschiedene Vögel nisten können.

Wir alle, die wir uns zur Gemeinde zählen, haben bereits unsere «Nester in Gottes Reich» gefunden. Untereinander können und dürfen wir üben, den Bruder, der so ganz anders denkt und handelt, die Schwester, die ganz andere Bedürfnisse hat als ich, anzunehmen und lieben zu lernen. Deshalb dürfen wir uns die Fragen stellen:

  • Will ich bei Konflikten auf mein Gegenüber zugehen, Dinge klären, um Vergebung bitten und Vergebung gewähren?
  • Will ich mir von Gott die Liebe für meine Schwester immer wieder neu schenken lassen und sie liebevoll annehmen?
  • Will ich die Barmherzigkeit, die Gott mir schenkt, an meinen Bruder weitergeben?
  • Will ich Lasten tragen helfen und für meine Geschwister in der Gemeinde beten?
  • Will ich meinem Bruder zugestehen, dass er die Welt anders als ich sehen darf, und ihm trotzdem Wertschätzung entgegenbringen?
  • Will ich mich entscheiden, den anderen als Bereicherung zu sehen und nicht als «Nervensäge»?

So wird das Leben im Senfkornbaum sein, wie es in Psalm 133,1 und 2 steht: «Wie schön und angenehm ist es, wenn Brüder in Frieden zusammenleben! Das ist so kostbar wie das duftende Salböl, das Aaron über das Haupt gegossen wurde...»

Wir dürfen die Wirkung, die so ein Senfkornbaum gegen aussen hat, nicht unterschätzen. Er wirkt anziehend auf unser Umfeld. Unsere Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde, Flüchtlinge, Schul- und Studienkolleginnen sehnen sich nach Orten und Menschen, bei denen sie Heimat, Wertschätzung und Annahme finden. So kommen sie mit Gottes Liebe, Güte und Barmherzigkeit in Berührung.

Gott will durch uns und mit uns sein Reich bauen. Das ist ein unbeschreibliches Vorrecht, aber auch eine Verantwortung. Lassen wir uns doch immer wieder neu als seine Botschafter rufen!

 

Ursula Burkhalter | Co-Präsidentin EGW