Du bist berufen und andere auch!

«Wir leben dafür, dass Menschen ihre Berufung entdecken und sich geführt durch den Heiligen Geist für Mitmenschen, für Gerechtigkeit, die Gesellschaft und die Schöpfung einsetzen.»

Die Frage nach der Berufung kommt heute eher in der Form: «Was willst du tun?» oder «Was ist dein innerer Ruf?»

Das hat seine Berechtigung. Bei Berufung geht es aber eher um eine Beauftragung von aussen. Jemand entdeckt deine Gaben, deinen Charakter oder Potential und ruft dich in eine Aufgabe.

Die Frage ist: Wer beruft dich? Sind es die Eltern? Ist es eine Lehrerin, ein Jugendarbeiter oder Mentor, die Potential in dir sehen? Ist es Gott, der dieses Potential ganz bewusst in dich gepflanzt hat? Was ist deine Berufung? Was ist die Berufung der Menschen um dich herum?

Berufungen in der Bibel 
Die Bibel gibt uns einige Beispiele für Berufungen. Im Alten Testament werden Menschen zu handwerklichen und künstlerischen Arbeiten berufen, wie Bezalel. (2. Mose 31,2ff; 2. Mose 35,30ff) Priester werden berufen, wie Aaron und seine Nachfahren. Richter und Könige werden berufen und benannt.(2. Chronik 19,6; Jesaja 22,20) Israel wird als Ganzes, als Gottes Volk berufen.(Jesaja 43,1) Bei all diesen Stellen wird deutlich, dass Menschen oder Menschengruppen einen Auftrag von Gott bekommen. Gott selbst ruft Menschen bei ihrem Namen, damit sie einen Dienst für ihn erfüllen.

Im Neuen Testament wird es persönlicher und allgemeiner. Paulus ist zum Boten oder Apostel berufen.(Römer 1,1) Dies geschah schon vor der Geburt.(Galater 1,15) Als Christen sind wir zum Frieden und zu Ehe oder Ehelosigkeit berufen.(1. Korinther 7,15ff) Wir sind zur Hoffnung und zum Erbe berufen.(Epheser 1,18; Hebräer 9,15)

Deshalb sind wir auch zur Herrlichkeit bei Gott berufen.(2. Thessalonicher 2,14) Schliesslich sind wir zum ewigen Leben berufen.(1. Timotheus 6,12) Und wir sind nicht nur für uns berufen. Unsere Berufung ist es, ein Segen für andere zu sein.(1. Petrus 3,9) Nicht wir berufen uns, sondern Gott beruft und wirkt.(Römer 8,28ff) Diese Stellen sind nur Beispiele für Berufungen von Menschen durch Gott. Wie kann so eine Berufung konkret im Jahr 2024 aussehen?

Berufung für dein Umfeld, die Gesellschaft und die ganze Schöpfung
Der vierte Visionssatz im Leitbild, oben zitiert, geht vom engsten Kreis ins Weite. Ganz klein angefangen: Du bist berufen in deinem direkten Umfeld. Du hast eine bestimmte Rolle als Mutter, Vater, Sohn oder Tochter in deiner Familie. In deiner Nachbarschaft oder an deiner Arbeitsstelle hast du eine bestimmte Aufgabe. Da hinein bist du berufen. Manches davon ist einfach so gekommen, mit anderem wurdest du namentlich beauftragt. Hier gilt eines des Höchsten Gebote: «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.»(3. Mose 19,18b; Markus 12,31 u.a.)

Du bist also berufen, Liebe zu üben und Liebe zu empfangen. Für manche meint das, handwerklich zu helfen. Andere hüten Kinder oder hören zu und beten. Die Nächste geht einkaufen, hilft beim Putzen oder Organisieren.

Etwas weiter gefasst: Du kannst mitwirken in der Gemeinde, im Kinderprogramm oder Gottesdienst, bei den Senioren oder mit den Teens. Auch in Vereinen und in der Politik darfst du dich für die Gesellschaft einsetzen. So kannst du die Liebe Gottes deinen Gaben entsprechend 
in die Welt hinaustragen und deine Berufung ausleben.

Wo Ungerechtigkeiten geschehen, darfst du dich zu den Opfern stellen und ihnen Gottes Liebe zeigen. Dies kann auch Protestkarten und Online-Petitionen für Verfolgte einschliessen. Jesus stellte sich auch zu Aussätzigen und Ausgestossenen und sorgte für Gerechtigkeit.

Und darüber hinaus hast du die Berufung, die ganze Schöpfung zu bewahren, die unser Gott geschaffen und den Menschen zur Nutzung gegeben hat. Dies gilt, selbst wenn Gott Himmel und Erde einmal neu macht. Bis es so weit ist, sind wir dazu aufgefordert, jedes Geschöpf als Gottes Kreatur zu würdigen. Nicht jeder muss immer alles machen. Gott hat viele Kinder und alle zusammen sind berufen, Gottes Liebe auf ihre besondere Art, geführt durch den Heiligen Geist, zu zeigen und zu leben.

Du bist berufen, und andere auch!
Du bist also berufen. Ich bin berufen. Jeder ist berufen. Aber nicht jeder zum Gleichen berufen. Und solange wir nicht wissen, wozu jeder einzelne berufen ist, leben wir einfach die Liebe Gottes aus, mit der er uns liebt. Wenn ich bei anderen Potential entdecke, dann mache ich sie und ihn darauf aufmerksam. Und ich will es mit Gott prüfen, wenn jemand auf mich zukommt und mich namentlich auf eine Aufgabe hinweist, in die ich hineinwachsen kann.

Helfen wir einander, unsere Berufungen persönlich und als EGW-Bezirke zu entdecken und auszuleben.

Machst du auch mit?

 

Michael Kozel | Mitglied der Leitung EGW und Pfarrer EGW in Bärau