An der EGW-Konferenz am 19. November in Münchenbuchee wurde deutlich, welche Akzente Christen als Führungskräfte setzen können. Keith Warrington begründete dies mit der neuen Realität, die Jesus brachte.
Jesus proklamierte das Ankommen von Gottes Königreich, seiner Herrschaft auf der Erde. Damit ist, so Warrington, sein «Regierungssystem» gemeint. Gottes Herrschaft auf der Erde zu gründen, war Jesu Sendung. Der Gastreferent aus Berlin verweist auf die messianischen Prophetien im Alten Testament. Was angekündigt wurde, ist jetzt da. «Die Juden waren elektrisiert. Jesus bringt das Königreich von Ort zu Ort.» Es ist laut Warrington nicht militärisch-politisch, sondern persönlich: Menschen werden gerufen, sich ihm zu unterstellen. Und es strukturiert sich als Netz. «Das Reich Christi ist das grösste Netz in der Welt. Eine Weltregentschaft, die greift.»
Im Königreich Gottes verwirklicht sich sein Wiederherstellungsplan. Unter Christus als Haupt wird alles im Himmel und auf Erden zusammengefasst (Epheser 1,10) und die Schöpfung wiederhergestellt. Das ist laut dem langjährigen Mitarbeiter von «Jugend mit einer Mission» in Deutschland viel mehr als die Erlösung einzelner Menschen. «Gottes Kraft greift jetzt schon, zur Überwindung des Bösen.» Keith Warrington spricht von einem riesigen Tauziehen.
Verantwortung
Die Menschen sind berufen, a) Gott zu lieben und b) die Menschen zu lieben, aber auch c) Verantwortung für die Welt wahrzunehmen: Alle ihre Bereiche sollen jetzt wiederhergestellt werden. Dies bezieht der Referent auf die Familie, auch auf die Wirtschaft. «Die Firma ist Gott wichtig. Jeder Lebensbereich ist geistlicher Dienst.» Die Gemeinde soll die Christen zurüsten für diesen Dienst (Epheser 4,12). «Der Dienst in der Gemeinde ist nicht wichtiger als der Dienst im Geschäft.»
Keith Warrington führt mit persönlichen Beispielen aus, wie Menschen geistlich reifen, im Gebet um Gottes Reden ringen und sich von Ihm führen lassen können. Der Heilige Geist will auch in Unternehmen und in der Verwaltung unmittelbar leiten. Der Referent begleitete einen ÖV-Manager, dem nach anhaltendem Beten Gedanken geschenkt wurden, um die Buslinien der Region effizienter
Wie Christen Betriebe prägen können
Wie kommt das Reich Gottes im Handeln von Führungskräften hier im Bernbiet zum Tragen? Thomas Gerber stellt einem Viererpodium konkrete Fragen: der stellvertretenden Leiterin der Spitex Lueg, Andrea Nyffenegger, Christian Bracher, CEO der Swibox Gruppe, dem Landmaschinen-Unternehmer Peter Herrmann und Hansueli Grädel, Chef der Firma Spycher Handwerk.
Die Kaderfrau sieht sich als Repräsentantin des Königs. Zu über 500 Klientinnen und Klienten fahren die Mitarbeitenden der regionalen Spitex. «Wir haben Interesse an ihnen als Person», betont die Chefin. «Ich stehe ihnen bei. Wir wollen nicht nur ihre Leistung, sondern sie im Leben unterstützen.» Die Christusgläubigen ermutigt sie explizit, Licht in die Häuser der Betagten zu bringen. Allen Mitarbeitenden wird das «Füreinander unterwegs» nahegelegt. Sie sollen Fehler anderer ausbügeln und gut voneinander reden.
Gottesfurcht und Gebet für gute Ideen
Hansueli Grädel begann 1981 mit nichts. «Gott gab mir gute Ideen.» Heute arbeiten 38 Personen in der Firma. Der Chef bietet Kunden und Vertretern ein Gideon-Testament an. Er lädt seine Angestellten zum Glauben an Christus ein. Zum Wochenstart gibt es eine Bibelandacht für alle. Christian Bracher sucht fair und ehrlich zu führen. «Der Chef wird immer beobachtet.» Er scheut sich nicht, wöchentlich mit einigen Angestellten zum Gebet zusammenzukommen.
Peter Herrmann hält im Betrieb ein Morgengebet. Als ein Lehrling vor einer schwierigen Prüfung stand, lud er extra zum Beten ein. Er sagt, Kunden spürten im Betrieb Ruhe und Liebe. Sie schätzten faire Offerten – und einer habe bemerkt, mit dem Diesel von dieser Tankstelle fahre er weiter ...
Vorbildlich handeln
Besetzen die drei Unternehmer Kaderpositionen bewusst mit Christen? Nicht unbedingt, sagt Peter Herrmann. Er setzt auf seine Vorbildfunktion als Christ. «Langjährige Angestellte handeln so wie ich.» Christian Bracher nennt die fachlichen Qualitäten – und es müsse zwischenmenschlich gut passen. «Wir müssen einander blind vertrauen. Wenn jemand Jesus im Herzen trägt, ist es umso schöner.»
Der CEO des Schaltschränkeherstellers sagt auch, wo sein Glaube getestet wird: Dubiose Geschäfte lehnt er ab. Gegen Verlockungen gelte es gemeinsam aufzutreten. Doch müsse er marktwirtschaftlich denken, um 100 Leuten und ihren Familien sichere Arbeitsplätze zu bieten
Für Peter Herrmann darf die Vertrautheit mit Kunden nicht davon ablenken, «dass wir auch Geld verdienen müssen». Was tun, wenn ein Hof serbelt? Ein Bauer blieb vieles schuldig – und brachte alle seine Maschinen, als er aufhörte; es ging auf. Das stärkt Peter Herrmanns Vertrauen in Gott: «Es wird ganz an einem anderen Ort entschieden, wie es geht.»
Die Beschränkung überwinden
In einem zweiten Vortrag erläutert Keith Warrington, wie bei den Frommen gegen Ende des 19. Jahrhunderts – in Abkehr von Wesleys Vision, die Nation zu reformieren – die gesellschaftliche Verantwortung in den Hintergrund trat. Der Evangelist Dwight L. Moody sah die Welt als ein angeschlagenes Schiff und fand, Gott habe ihm ein Boot gegeben, um so viele wie möglich herauszuretten. «Wir sind die Urenkel dieser Beschränkung. Gott ist jetzt dabei, uns das Apostolische zurückzugeben», meint Warrington.
Der Referent deutscht aus, was das für den Einzelnen heisst: «Wo du jetzt bist, nimm die Verantwortung wahr.» Josef gab in Ägypten nicht auf und wurde gesegnet. Im persönlichen Leben gilt es Dinge in Ordnung zu bringen und Negatives aufzuarbeiten.
Warrington rät, die eigene Lebensführung einem Freund offenzulegen. Auf dieser Grundlage wird der Christ «Neues mit Gott bewirken» können. Er wird priesterlich handeln können: als Person, die «vor Gott geht für sich selbst und andere vor Gott vertritt». Warrington konkret: «Du bringst deinen Arbeitsplatz vor Gott und ersuchst ihn, da einzuwirken.»
Peter Schmid