Mission beginnt vor der Haustür

Mittwoch, 27. August 2025

Phil Wasem liebt Sprachen, ist aktiver Golfer und liest gerne. Als lernbegieriger Pfarrer brennt er dafür, dass Gottes Reich sich ausbreiten kann und will hierzu auch als Leitungsmitglied einen Beitrag leisten.

Phil Wasem (58) wird als Pfarrer EGW und Mitglied der Leitung vom Gesamtwerk wahrgenommen. An dieser Stelle ist ihm aber wichtig, Ehefrau Nelli zu erwähnen. «Sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben.» Die beiden seien ein starkes Team – auch wenn sie in verschiedenen Arbeitswelten leben. Nelli ist Krankenpflegerin und Katechetin, später absolvierte sie ein Fernstudium am Institut für christliche Psychologie (ICP). Seit 31 Jahren sind sie verheiratet, haben drei erwachsene Söhne und drei Grosskinder.

Auf den Pfaden der Vorfahren

«Ich wuchs in einem christlichen Elternhaus auf.» Während der Berufslehre als Koch ging er zum Glauben etwas auf Distanz bis er in einer «kleinen Lebenskrise» nach dem Sinn seines Lebens zu fragen begann. «Mit 20 fand ich zum Glauben zurück – in einem Ferien-Ressort in Griechenland.» Unbemerkt hatten ihm seine Eltern eine Bibel in den Koffer gelegt; so begann er zu lesen und fand schliesslich zu einem entschiedenen «Ja» für Jesus. Er erkannte die Liebe des himmlischen Vaters und wollte diese weitergeben. Schon Phils Urgrossvater, Grossvater und Vater waren Verkündiger des Evangeliums gewesen und Phil reiht sich nun als vierte Generation ein.

1990 startete Phil sein Theologiestudium auf St. Chrischona und heiratete 1994 Nelli, welche dort Katechetik studiert hatte. Eine erste, befristete Predigerstelle fanden sie in der Stadtmission Neuenburg. «Meine Mutter war aus dem Welschland und so konnte ich gut Französisch.» Anschliessend wollten sie in die Mission gehen, doch es kam anders.

Von der Brunnmatt über Sumiswald bis Biel

Da es mit einem Missionseinsatz nicht klappte, erkundigten sie sich über Nellis Heimatgemeinde (EGW Bern) nach einer Anstellung. Das war der Start einer Laufbahn im EGW. Nach einem befristeten einjährigen Einsatz an der Brunnmatt folgten 14 Jahre in Sumiswald. «Wir hatten ein Herz für das Dorf und wollten etwas für die Bevölkerung tun.» In Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde entstand ein Mittagstisch, wo Phil sich als Koch einbringen konnte. Sie machten auch Jugendarbeit und bauten den Jugendgottesdienst XDream auf. Der damalige Mister Schweiz, Claudio Minder, war sogar mal Interview-Gast.

In Sumiswald verbrachten Wasems drei Söhne ihre Kindheit. Sie waren im Teenageralter, als es 2011 weiterging nach Biel. «Es ist das Alter, in welchem man Kinder nicht versetzen sollte, sagt die Psychologie. Doch Gottes Gedanken sind höher. Unsere Jungen erlebten es gut und fanden schnell neue Freunde.» Die lebendige Jugendarbeit im EGW Biel war da äusserst hilfreich.

Rückblickend hält Phil fest, dass er aufgrund seiner Zweisprachigkeit zu Biel passte. «Und auch die Rolle als Teamleiter entsprach mir.» Das EGW Biel ist eine familienreiche Generationen-Gemeinde mit seiner umfassenden Jugendarbeit. Gerne blickt er auf sein Engagement in der Evangelischen Allianz zurück und freut sich, dass er Pastoren aus Migrationsgemeinden den Zugang zu Pastorentreffen vereinfachen konnte. Im Jahr 2016 wurde Phil in die Mitarbeitervertretung des EGW und dadurch in die Leitung des Gesamtwerkes gewählt.

Ein Lernender mit einem Herz für Missionsarbeit

«Ich war immer ein interessierter Lernender», sagt Phil. Das Studieren bereitet ihm Freude. So machte er während seiner Zeit in Sumiswald einen Master am IGW, wo er später den Kurs «Lebensverändernd predigen» unterrichtete. Während den Dienstjahren in Biel absolvierte er Jahre später als Fernstudent ein MTh-Studium an der Universität Südafrika (UNISA).

Zu sehen, wie Gottes Reich sich ausbreitet, begeistert Phil. Auch wenn sich das ursprüngliche Ziel, als Missionare auszureisen, verflüchtigt hat, blieb Mission doch ein zentrales Anliegen. Letztlich gehe es darum «ein Wohlgeruch zu sein», wobei es stets um Begegnungen mit Menschen geht. Das ist in der Schweiz nicht anders als im Ausland. In Begegnungen werde der angenehme Duft des Evangeliums spürbar und Gottes Liebe greifbar.

Noch einmal ein neues Kapitel

Im Jahr 2022 gab es noch einmal einen Ortswechsel – nach Schönbühl, einer kleinen, grosszügigen und liebevollen Gemeinschaft, reich an Erfahrung. Neben den üblichen Verantwortungen als Pfarrer hat er hier die Möglichkeit, die Entwicklung neuer Gefässe zu unterstützen. Dazu gehört der monatliche Gottesdienst, welcher gemeinsam mit der Vineyard initiiert wurde, jedoch für alle Christen der Region offensteht und Gemeinschaft ermöglicht. Zusätzlich begleitet Phil auch die Hope Community Church (HCC), eine englischsprachige Gemeindegründung, welche die Räumlichkeiten des EGW nutzt. Phil ist begeistert, wenn er sieht, wie Gottes Geist in neuen Gefässen wirkt und dadurch auch das Bestehende neu belebt.

Als Leitungsmitglied setzt sich Phil für das gesamte EGW ein. «Es ist ein Privileg, Teil dieses Gremiums zu sein. Da lernt man auch immer etwas.»

«Das Gebet in den Leitungssitzungen hat zugenommen.» Diese Entwicklung bewertet Phil positiv. «Das Gebet ist traktandiert. Wir beten in jeder Sitzung konkret für einen Bezirk. Oft halten wir auch nach einem besprochenen Punkt inne und bringen die Sache vor Gott.» Er freut sich, dass Gottes Wirken Raum eingeräumt wird.

Aus dem Leitbild

«Weltweit unterstützen wir die Verbreitung des Evangeliums von Jesus Christus und zeigen Solidarität mit bedrängten Christen.»

Mission ist kein Dienstbereich, sondern Identität der Gemeinde: Teil der missio Dei, gesandt von Jesus. Heute ist Mission multipolar – von überall nach überall. Jede EGW-Gemeinde empfängt und sendet zugleich. Weltweite Mission ist unsere gemeinsame Aufgabe.
Phil Wasem
 

Bericht in der August-September-Ausgabe vom wort-wärch erschienen. | Text: Markus Richner-Mai, Redaktion | Bilder: zVg