Letztlich geht es immer um Menschen

Dienstag, 10. Juni 2025

Der Unternehmer Peter Herrmann hat ein Herz fürs EGW. Der einstige Bezirkspräsident von Kleindietwil ist ein Familienmensch und aktuell Leitungsmitglied des Gesamtwerks.

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nahm die Firma Herrmann und Zulliger AG einen grossen Teil seines Lebens ein. Wenn man Peter Herrmann (61) zuhört, wird jedoch schnell klar, dass es ihm dabei zwar um die Firma, die Traktoren und andere Maschinen geht, vor allem aber um die Menschen, mit denen er zu tun hat. Das persönliche Ergehen seiner Mitarbeiter, aber auch die Zufriedenheit von Kunden und Lieferanten ist ihm wichtig. Besonders freut er sich, wenn hinter seinem Verhalten etwas von seinem Glauben erkennbar wird – etwas, das besonders in schwierigen Situationen geschieht. «Wenn es hart auf hart kommt, wird der wahre Charakter sichtbar.» Er will fair und grosszügig sein und erlebt oft auch von vielen Lieferanten eine grosszügige, partnerschaftliche Haltung. «Das zeigt, wie tief christliche Werte in unserer Gesellschaft verankert sind.»

Familienleben

Nicht nur durch seinen Beruf steht Peter mit Menschen in Beziehung, sondern auch in der Gemeinde und natürlich in der Familie. Mit seiner Frau Renate hat er vier erwachsene Kinder und acht Enkel. Leider sieht er die meisten von ihnen selten; eine Tochter lebt mit ihrer Familie im Wallis, ein Sohn zog mit seiner Familie nach Frankreich, wo er einen Bauernbetrieb übernommen hat. Zwischendurch fahren Peter und Renate für ein paar Tage zu ihnen, wo sie mit anpacken. Ein Besuch bei seinem anderen Sohn ist mit mehr Aufwand verbunden; dieser leitet zusammen mit seiner Frau an einer JMEM Base in Australien. Die jüngste Tochter blieb mit ihrem Mann und zwei Kindern in der Region, was ein regelmässiger Kontakt ermöglicht, auch gerade in den Gottesdiensten vom EGW Kleindietwil.

Trotz teilweise seltenen Treffen schätzt Peter das Familienleben und blickt gerne auf vergangene Jahre zurück, als ihr Haus voller Leben war. In der Firma hatte er ein grosses Arbeitspensum, umso mehr genoss er die Zeitfenster mit den Kindern. Rückblickend ist er dankbar für das gute Vertrauensverhältnis, welches sich zum Beispiel dadurch ausdrückt, dass in Teenagerjahren kaum Regeln nötig waren. Den Kindern konnte viel Freiraum gewährt werden – und es funktionierte. «Wir hatten das Glück, dass sich unsere Kinder in einem guten Umfeld bewegten. Wir konnten sie getrost ziehen lassen.» Herrmanns lehrten ihre Kinder auch, Verantwortung zu übernehmen.

Investieren in junge Menschen

Immer wieder boten sich Möglichkeiten, sich in junge Menschen zu investieren. «Einmal hatten wir einen Pflegejungen, der im Alter von 16 bis 21 bei uns lebte.» Es sei eine wertvolle Aufgabe, Jugendlichen eine Struktur zu geben. In diesem Sinne sieht er auch in seiner Firma eine hervorragende Möglichkeit. «Wir haben vier Lehrlinge.» Peter freut sich über deren Leistungen und auch darüber, wie motiviert sie sich in den Betrieb investieren. Die Tatsache, dass viele auch nach Abschluss ihrer Ausbildung gerne im Betrieb bleiben oder später zurückkommen, spricht für sich. Bis heute musste Peter nie mit einem Stelleninserat nach einem Landmaschinenmechaniker suchen!

Manchmal geraten Kunden in Zahlungsnot. Dann will Peter genau hinschauen. Ist ein Aufschub machbar und für den Kunden sinnvoll? Gerade bei jungen Kunden ist eine Hilfe bei der Finanzplanung oft der richtige Ansatz.

Ein betender Unternehmer

Inzwischen blicken Peter und sein Geschäftspartner Jürg Zulliger auf gute Jahrzehnte zurück und gleichzeitig der Pensionierung entgegen. An dieser Stelle erwähnt Peter das wöchentliche Unternehmens Gebet, bei welchem über Jahre hinweg für Gottes Segen gebetet wurde und für konkrete Anliegen eingestanden worden war. Im Gebet sieht er einen Schlüssel für das erfolgreiche Unternehmen und er kann bezeugen, wie Gott immer wieder auf Gebete geantwortet und Lösungen geschenkt hat. Vor schwierigen Gesprächen mit Kunden und Lieferanten kommt Peter im Gebet zur Ruhe und erhält die nötige Klarsicht. Für ihn war es immer wieder ein tröstendes Wissen, dass Gott gerade dann eine Lösung bereithält, wenn er selbst nicht mehr weiterweiss.

Nun ist die Nachfolge in Planung, die beiden zukünftigen Geschäftsführer der Herrmann Zulliger AG stehen bereit, die Übergabe wird vorbereitet. Und was immer die Zukunft bringen wird: Mit Sicherheit wird Peter weiterhin Gelegenheit haben, sich in Menschen zu investieren.

Leitung EGW

2019 wurde Peter angefragt, Teil der EGW Leitung zu werden. Gemeinsam mit Renate prüfte er die Anfrage, wobei auch die geschäftliche Situation berücksichtigt wurde. «Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir ohnehin vorgenommen, zwischendurch einen halben Tag zu Hause zu bleiben.» Schliesslich wollte er nicht konstant weit über 100 Prozent arbeiten. Irgendwie passte alles zusammen: Er sagte zu und freut sich, als Unternehmer auch im EGW einen Beitrag zu leisten. Aktuell geht es wieder um Neuwahlen der Leitungsmitglieder. «Soll ich mich neu wählen lassen?» fragte sich Peter zu Beginn dieses Jahres. Obwohl er sich primär als Geschäftsmann sieht, erkennt er doch seinen Platz im Leitungsteam. Er ist froh, dass es dort gute Theologen gibt, was ihn als «Nicht-Theologe» entlastet. Und letztlich geht es einmal mehr darum, Menschen zu fördern.

Aus dem Leitbild

«Arbeiten und Leiten in Teams halten wir hoch und sehen in den Gaben und Stärken aller die notwendige Ergänzung.»

«Jesus hat die Jünger immer zu zweit ausgesandt. Wenn ich bereit bin, auf andere zu hören, ihre Sicht mit einzubeziehen, bin ich weniger in Gefahr, falsche Entscheide zu treffen oder gar Menschen zu verletzen.
Ob im Beruf oder in der Gemeindearbeit – Arbeiten und Leiten in Teams ist eine Bereicherung und ein Geschenk von Gott.»
Peter Herrmann

 

Bericht in der Juni-Ausgabe vom wort-wärch erschienen. | Text: Markus Richner-Mai, Redaktion | Bilder: zVg