Kleinglaube ist ein kleines Problem

Donnerstag, 3. Juli 2025

«Du glaubst zu wenig!» wird zuweilen vorgeworfen. «Deine Probleme könnten überwunden werden, wenn du genug glaubst!» Beginnen wir dann selbst zu glauben, dass wir zu wenig glauben, droht uns eine düstere Spirale der Hoffnungslosigkeit.

Tatsächlich ist Unglaube ein verbreitetes Problem. Und mangelnder Glaube ist tatsächlich eine mögliche Ursache, dass wir gewisse Schwierigkeiten nicht überwinden. Trotzdem ist die Beschuldigung «Du glaubst zu wenig!» ein in der Regel liebloser und billiger Kommentar und darüber hinaus auch sinnlos. Er hilft niemandem!

Jesus nimmt sich des Zweiflers an

Es kommt vor, dass ich kaum damit rechne, dass meine Gebete etwas bewirken. Des Öfteren war ich schon überrascht, als Gott meine Gebete erhörte – ein deutliches Indiz für meinen Kleinglauben. Doch Gott scheint kein grundsätzliches Problem damit zu haben. Der Jünger Thomas, der oft als Zweifler bezeichnet wird, bekundete, dass er die Auferstehung von Jesus erst glauben könne, wenn er mit seinen Händen die Wundmale seines Herrn berührt. Er zweifelte an den Berichten seiner Freunde und auch an der Ankündigung von Jesus, dass er von den Toten aufstehen würde. Jesus strafte diesen Kleinglauben aber nicht ab, sondern wandte sich direkt an Thomas und liess ihn seine Wundmale berühren.

Wenn wir mit Gott im Gespräch bleiben und ihm unsere Zweifel bekennen, ist Kleinglaube nie das Problem. Sobald wir unseren Kleinglauben aber verteidigen und schönreden, stehen wir in Gefahr, dass unser Herz hart wird. Solange wir demütig sind und in all unseren Zweifeln die Gegenwart Gottes suchen, dürfen wir damit rechnen, dass er sich uns zuwenden wird.

Woher kommt der Glaube?

Die Aufforderung, mehr zu glauben, ist sinnlos. Sie führt dazu, dass sich jemand auf seine eigene Fähigkeit des Glaubens konzentriert und durch eigene Entscheidung versucht, mehr zu glauben. Doch so wächst Glaube nicht. In Römer 10,17 lesen wir, dass der Glaube aus der Predigt und diese aus Gottes Wort kommt. Mit anderen Worten: Glaube kommt nicht durch eigene Anstrengung, sondern von Gott. Wenn wir den Glauben von jemandem stärken wollen, ist es also kontraproduktiv, die Person zum Glauben aufzufordern. Vielmehr gilt es, Gott vor Augen zu malen, welcher in jeder Situation helfen und durchtragen kann oder das Problem mit einem Fingerschnippen zu entfernen vermag. Ein starker Glaube kommt nicht durch den Entscheid «stark zu glauben», sondern durch die Erkenntnis, wer Gott ist. Natürlich kann Disziplin auf dem Weg zu dieser Erkenntnis hilf-
reich sein, doch letztlich ist und bleibt der Glaube ein Geschenk Gottes, der uns die Augen des Herzens öffnet, damit wir seine Möglichkeiten sehen. Deshalb: Nicht verzweifeln, wenn Zweifel uns plagen. Werden wir demütig und suchen Gott – und dann staunen wir plötzlich, wie kleiner Glaube gross wird.

Bericht in der Juli-Ausgabe vom wort-wärch erschienen. | Text: Markus Richner-Mai, Redaktion | Bilder: Pixabay