Im Vertrauen wachsen

Donnerstag, 10. April 2025

«Vertrauen wächst nicht auf dem Sofa!» Diese Erkenntnis spornt Ursula Burkhalter an, im Vertrauen auf Gott Schritte zu wagen. Hierzu gibt die Co-Präsidentin des EGW Einblick in einige Lebens-Lektionen.

Ursula Burkhalter (64) hat drei erwachsene Kinder, sieben Grosskinder und lebt mit Ehemann Gerhard in Niederönz. Sie ist Teil vom EGW Herzogenbuchsee und engagiert sich als frisch pensionierte Gärtnerin mit viel Herzblut als Co-Präsidentin des EGW.

Ein Vertrauen wie Abraham Ursula war mehr als 30 Jahre alt, als sie lernte, in Gottes Willen zu laufen. «Bis dahin litt ich unter Minderwertigkeitskomplexen». Mit der Hoffnung, anderen Menschen eine Hilfe sein zu können, besuchte sie einen Seelsorgekurs. «Da ging es aber erstmals um mich selbst», blickt sie auf den lebensverändernden Prozess zurück. «Da kamen Lebenslügen ans Licht und ich lernte, mich selbst nicht mehr als ein ‹Nichts› zu betrachten, sondern als geliebte Tochter Gottes.» Eine bislang unbekannte Freiheit kam in ihr Leben. «Da kam ich zu dem kühnen Wunsch, ein Vertrauen zu haben wie Abraham.» Dies formulierte sie im Gebet. Gott schien dies ernst zu nehmen und nahm Ursula in seine Schule. In den Herausforderungen der folgenden Jahre konnte sie im Vertrauen wachsen.

Vertrauen wächst nicht auf dem Sofa

«Wir kriegten lange keine Kinder», beschreibt Ursula eine erste Challenge. «Als dann das Wunder passierte und ein Sohn geboren wurde, hatte dieser Hautkrebs.» Das löste eine Glaubenskrise aus. «Jetzt hat uns Gott endlich ein Kind geschenkt und nun hat es Krebs!» Das konnte Ursula nicht verstehen! In jenen Tagen kriegte sie ein Büchlein über das Vaterunser in die Hände. «Die Bitte ‹dein Wille geschehe› forderte mich heraus.» Sie spürte Gottes Drängen, diesen Satz zu ihrem persönlichen Gebet zu machen und nach einer intensiven Nacht des Ringens konnte sie dies beten. «Da erfüllte mich ein starker, innerer Frieden.»
Das Baby brauchte eine Chemotherapie und weitere Therapien, bis ein Jahr später Erfolg sichtbar war. «Es war eine strenge und kräfteraubende Zeit, doch der innere Frieden hat mich nie verlassen.» In dieser Zeit spürte sie die Frage Gottes: «Willst du vertrauen wie Abraham?» Ursula wusste: «Vertrauen wächst nicht auf dem Sofa, sondern wenn wir Schritte aufs Wasser machen.» Kurze Zeit später lernte sie in ihrem Job, dass Gott ihr an jedem Tag das Nötige geben würde. Überfordert von ihrer Situation wurde der Vers «Lass dir an meiner Gnade genügen, Gott ist in den Schwachen mächtig.»  2. Korinther 12,9  zu einem Lebensmotto.
Im Kampf gegen ihre Minderwertigkeitsgefühle wurde Ursula auch folgender Bibelvers zu einem Wegbegleiter: «Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?» Römer 8,31b

Vertrauen in Momenten 

des Versagens Einen weiteren Vertrauensschritt ging Ursula, als sie dem Ruf in den Bezirksrat folgte. Es ist normal, dass Führungskomptenz Grenzen erreicht. Und dass dies schwerwiegende Folgen haben kann, lernte sie auf die harte Tour. Sie wollte schon den Bezirksrat verlassen, spürte aber, wie Gott sie neu in Leitungsverantwortung rief. Gott hatte sie zum Dienst berufen – trotz ihrer Mängel. «Gerade da lernte ich viel zum Thema Vertrauen.»
Als Ursula ein paar Jahre später für eine Schweigezeit ins Läbeshuus ging, liehen die Leiter den Teilnehmern eine Krone, um sie an ihre Stellung als Gotteskinder zu erinnern. Das sprach Ursula an und in der Folge fühlte sie sich von Gott gedrängt, eine grosse Krone zu erwerben und zu Hause aufzustellen. Als dann einige krisengeplagte Monate kamen, gab ihr das Bewusstsein ihrer Stellung in Jesus einen starken Halt. Sie musste lernen zu vergeben; auch dann, wenn keine Klärung möglich ist. Im Angesicht menschlichen Versagens wird Vertrauen hart geprüft.

Leitungsmitglied & Co-Präsidentin EGW

Auf dem Weg des Vertrauens war der Ruf in die Leitung des EGW eine weitere Challenge. Als Monika Haldimann ihren Rücktritt als Co-Präsidentin bekanntgab, stand die Frage nach ihrer Nachfolge im Raum. «Alle hatten Gründe, das Amt nicht zu übernehmen. Auch ich. Ich fühlte mich zu alt.» Irgendwie schien dieser Grund aber etwas dürftig. Deshalb betete sie inständig, dass Gott jemand anderes berufen würde, «denn ich wollte es wirklich nicht tun.» Und ein Pflichtgefühl allein war ja zu wenig ... So betete Ursula, dass Gott ihr diese Türe schliessen würde. Doch da sprach Offenbarung 3,8 zu ihr: «Siehe, ich habe vor dir eine Türe aufgetan, die niemand zuschliessen kann.»
«Das Reden Gottes schlug ein wie eine Bombe!» erinnert sich Ursula. Gott würde ihr diese Türe nicht schliessen! Für das Amt drängte sich weiterhin niemand auf und es wurde immer klarer, dass Ursula übernehmen würde. Dieser Schritt aufs Wasser erforderte noch einmal viel Gottvertrauen. Aber sie erlebt auch hier, dass Gott in den Schwachen mächtig ist. «Der himmlische Vater ist ein treuer Versorger. Er hat mich noch nie hängen gelassen.» Heute fühlt sich Ursula in ihrer Rolle mehrheitlich wohl: «Ich geniesse den Einblick in die unterschiedlichen Bereiche», sagt sie. «Und als EGW haben wir die DNA des Brückenbauens. Das gefällt mir!» Auch die Begegnungen mit den Mitarbeitern schätzt sie sehr. «Wir haben so viele coole Leute.» Ursula schwärmt von Pfarrerinnen und Pfarrern und den vielen Verantwortungsträgern.
 

Bericht in der April-Ausgabe vom wort-wärch erschienen. | Text: Markus Richner-Mai, Redaktion | Bilder: zVg