Am Forum «Hören auf Gott» am 18. März im EGW Hasle-Rüegsau ruft Andrea Kasper, Pfarrer EGW in Belp, dazu auf, die Bibel als Gottes Buch fürs ganze Leben zu studieren und ernst zu nehmen.
Andrea Kasper geht das Thema anhand seiner eigenen Biografie an. Der Heilige Geist habe ihm während einer sehr antichristlichen und bibelfeindlichen Phase im Alter von 16 Jahren durch eine göttliche Mitteilung aus fünf Worten überraschend in seinem Zimmer die Wahrheit offenbart. In der folgenden Zeit las er das Neue Testament.
Er lernte die christliche Szene mit dem damaligen bissigen Streit zwischen Charismatikern und ihren Gegnern kennen. Hin und hergerissen, flüchtete er sich ins Bibelstudium und fand allmählich seinen Frieden und eine eigene Position im Wirrwarr der Meinungen. «Manchmal stimmte ich den einen zu, manchmal den anderen, je nachdem, was mir der Bibel am nächsten schien. Die Bibel gab mir immer mehr Boden. Sie faszinierte mich, forderte mich aber auch sehr heraus in ethischer und geistlicher Hinsicht.»
«Was stimmt mit mir nicht?»
Bei den Charismatikern hatte Andrea vernommen, dass jeder Christ Gott hören könne («Meine Schafe hören meine Stimme», Johannes 10,27). Aber er hörte die Stimme nicht, auch nicht mit allen Tipps, über Jahre hinweg. «Alle hören ihn, nur ich nicht! Was stimmt mit mir nicht?» – die Frage quälte ihn. In einem charismatischen Sommerkurs in England verhalf ihm eine Schweizerin zu einer neuen Sicht: «Gott ist nicht verpflichtet, mit dir zu reden, er ist nicht dein Diener!» Andrea gab seine Erwartungen auf; er wollte nochmals neu anfangen, Gott zu vertrauen.
Nach einigen Monaten ging ihm auf: Gott hat schon so viel durch Eingebungen, in Träumen und Erscheinungen geredet. Er hat durch Propheten und Apostel und Jesus geredet und damit die Bibel geschaffen. «Plötzlich erkannte ich, dass der Heilige Geist bei weitem mehr zu mir gesprochen hatte, als mir bewusst war: durchs Bibellesen.»
Inzwischen hat Andrea auch gelegentlich Eingebungen oder Eindrücke, selten Bilder. Am meisten sprechen Bibeltexte zu ihm. «Ich bin kein Prophet, aber ich bitte Gott oft darum, dass er noch viel mehr und deutlicher zu uns Christen spricht.»
Das Hören üben, Stille suchen
Der Referent in Hasle empfiehlt Übungen, um zur Ruhe zu kommen, um im Alltagsstress oder bei innerer Unruhe auf Gott hören zu können. Die Bibel verrate keine Tricks, die Gottes Reden garantierten. «Wenn er schweigt, heisst das nicht, dass er uns nicht mag oder bei uns etwas nicht stimmt. Gott zeigt seine Liebe auf tausend Arten.» Als einen Trick, welcher der Bibel nicht wirklich entspricht, wertet Andrea die aus Amerika herüberschwappende Gebetsart, bei der gesagt wird: «Ich proklamiere dies und jenes!» oder «Ich setze den Heiligen Geist (oder andere Sachen) frei!».
Um auf Gott zu hören und sein Reden zu prüfen, brauchen wir laut Andrea drei Dinge: erstens die Bibel, im Glauben gelesen; zweitens Jesus, «den originalen, nicht einen selbstgemachten, nach unseren Wünschen zusammengebastelten Jesus»; drittens ein realistisches Zukunftsszenario. Auch für den Umgang mit aktuellen Themen und Zeitfragen können wir aus der Bibel erstaunlich viel ableiten.
Wunderwerk des Heiligen Geistes
Der Referent schildert begeistert den «ungeheuer grossen Aufwand» des Heiligen Geistes für die Entstehung und Verbreitung der Bibel. Es sei daher gut verständlich, dass er sie am meisten als Sprachrohr und Mitteilungsorgan brauche, sagt Andrea. Die 27 Bücher des Neuen Testaments hatten alle eine Reihe von Kriterien zu erfüllen, bis die Alte Kirche sie als kanonisch anerkannte.
Endgültig geschah dies an einer Synode im Jahr 397. Geprüft wurden die Autorenschaft, der theologische Inhalt, auch die Anerkennung durch die grosse Mehrheit der Kirchen. Viele weitere Schriften bestanden den Test nicht.
Das Neue Testament half bei der Verteidigung des Glaubens gegenüber diversen falschen Prophetien, Sonder- und Irrlehren. Es hielt die weltweite Gemeinde zusammen und ist noch heute «das beste GPS fürs Leben, Denken und Handeln von Christen und die grösste Hilfe, um Gott zu finden».
Weisung aus der Bibel
«Für die meisten Entscheidungen im Leben ist kein Prophet nötig», äussert der Referent. «Oft schaut der Herr zu und schweigt. Wir sollen beten und in der Bibel lesen, ihm gehorchen, so gut wir’s können, versuchen, von Herzen seinen Willen zu tun – und dann entscheiden und Selbstverantwortung übernehmen. So können wir viel mehr lernen. Die Konsequenzen zu tragen, selbst wenn sie schwer sind, macht uns reifer.» Abschliessend meint Andrea: «Hören auf Gott ist immer wichtig. Und das geht am besten, wenn wir versuchen, möglichst nah an Gottes Herz zu sein – in guten wie in schweren Zeiten.»
Nach der Mittagspause werden den hundert Teilnehmenden diverse Workshops angeboten. In einem wird gefragt, was zu tun ist, wenn eine Prophetie nicht wahr wird. Eine andere Gruppe untersucht, wie auf welche geistlichen Grössen gehört wird.
Das nächste «EGW Forum Hören auf Gott» gibt’s am 2. März 2024. Das Forum-Team lässt sich gerne für Workshops in die Bezirke einladen.
Bericht: Peter Schmid, Redaktion wort+wärch